lectio divina - ein Erfahrungsbericht
Vor kurzem traf ich eine sehr liebe Freundin wieder: Uta Marquard. Ich lernte sie in den 1980er Jahren in Frankfurt kennen; damals hieß sie noch Uta Lüling. Beim Essen erzählte ich über meine [lectio divina]-Gruppe, und wie begeistert ich darüber bin, wie sie jedem von uns immer wieder dabei hilft, Gott zu begegnen. Uta berichtete daraufhin von ihren eigenen Erfahrungen. Ich fand das so spannend, dass ich sie bat, das für den growing-circles-Blog doch einmal aufzuschreiben. Und das tat sie. Hier ist ihr Bericht:
Meine Erfahrungen mit der lectio divina
Vor einigen Jahren steckte ich in einer Lebenskrise fest.
Ich hatte zu viele Baustellen an zu vielen Fronten, fühlte mich überfordert und funktionierte nur noch.
Durch dieses Funktionieren hatte ich auch meinen Draht zu Gott verloren. Das war für mich besonders schmerzlich, weil somit für mich auch eine zentrale Kraft- und Orientierungsquelle wegfiel.
Um meiner Beziehung zu Gott wieder Raum zu geben, meldete ich mich zu Schweigeexerzitien bei der Jesusbruderschaft in Gnadenthal an.
Hier begann Gott den verlorenen Faden zu mir wieder zu knüpfen. Ich genoss die Stille in meinem Klosterzimmer, die kurzen Inputs, das Schweigen bei den Mahlzeiten, die Spaziergänge, und ich begann Tagebuch zu schreiben. Diese Zeit tat mir unglaublich gut.
Aber dann kam die Frage: „Wie behalte ich dieses gewonnene Gut in meinem Alltag? Wird nicht schnell wieder alles untergehen, wenn die täglichen Herausforderungen wieder auf mich einstürmen?“
Zu dieser Zeit begann Andreas in unserer Gemeinde zu dem Thema „Lectio Divina“ zu lehren. Zuerst dachte ich: „Oh nein, nicht schon wieder etwas Neues, mit dem ich mich auseinandersetzen muss!“ Aber dann meldete ich mich für ein Wochenende mit dem Thema „Gott in der Stille begegnen, Einführung in die lectio divina“, an. Und ich entdeckte einen Schatz!!!
Vor Gott zur Ruhe zu kommen, sein Wort auf mich wirken zu lassen und sein liebevolles Reden zu erfahren war wunderbar. Hier knüpfte Gott an mein Erleben in Gnadental an. Und das Gute war: Es war mit dem Wochenende nicht vorbei. Ich hatte ein Werkzeug für meinen Alltag bekommen.
Ich begann nun jeden Tag mit einer lectio divina. Dafür nahm ich mir das Markusevangelium vor. Ich kam vor Gott zur Ruhe, las einen kurzen Abschnitt und lies ihn auf mich wirken. Die Gedanken, die mir kamen, schrieb ich dann in mein Tagebuch. Und es war unglaublich, wie Gott zu mir sprach. Er begann nach und nach mein Leben aufzuräumen und zu ordnen und mir seine Liebe neu und tief zu zeigen. Heute schaue ich mit viel Dankbarkeit auf diese besonderen Zeiten mit Gott zurück.
Was ich bei der lectio divina gelernt habe ist, wie aktuell Gottes Wort in meine Lebenssituationen hineinspricht. Indem ich auf mich wirken ließ, wie Jesus Menschen begegnet, bin ich selber ihm begegnet. Ich habe wieder Freude am Lesen der Bibel bekommen, ja sogar einen regelrechten Hunger danach. Und ich habe Gottes Stimme wieder gehört, die ganz persönlich zu mir und in mein Leben hineinspricht.
Uta Marquard
Diesen ermutigenden Bericht wollte ich euch nicht vorenthalten. Es ist so schön zu hören, wie dieser einfache Weg der lectio divina ein Leben verändern kann. Vielleicht ermutigt Utas Bericht auch dich, es (wieder) einmal mit der lectio divina zu versuchen. Du hast nichts zu verlieren, aber vielleicht sehr viel zu gewinnen.
Wenn du Fragen hast, stehe ich dir wie immer sehr gerne zur Verfügung. Per Mail oder im Kommentar-Bereich unter diesem Artikel.
Danke, Uta!
Titelbild: Foto von Ian Schneider auf [Unsplash}. Bild ist in der Public Domain.